Beispielbiografien

 
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Biografie 2
Biografie 3

   Beispielbiografie 3
 
In der Berufsoberschule Wirtschaft der Stadt Landshut genoß ich 1973 zum ersten Mal "richtigen" Informatikunterricht - langweilig, unverständlich und völlig entfremdet. Der Lehrer (es war natürlich ein Mann) stellte uns eigentümliche Geräte vor, deren Sinn wir in keiner Weise "greifen" konnten, liess uns in einer wirren Reihenfolge Befehlsfolgen einer Programmiersprache schreiben (immerhin habe ich damals begriffen, dass ich, wenn ich mit Computern sprechen will, einen Dolmetscher brauche) und lehrte uns alles über Lochkarten, was man/frau nur wissen konnte. Ich wusste zwar nicht, was das alles sollte, war aber dennoch fasziniert (Männer und ihr Spielzeug :). Und ich wusste, dass ich es einmal anders machen würde.
Mein Fernsehkonsum war zu der damaligen Zeit relativ bescheiden und bezog sich auf einzelne Sportgrossereignisse (Fussball-WM 1974).
1981 erschien der ZX81 von Sinclair, den ich mir umgehend zulegte (DM 149.--). Er hatte mit Folie belegte Sensortasten und musste (durfte!) über den Fernseher angeschlossen werden.  Bei einer Speichergrösse von 16KByte RAM musste sehr schnell auf eine Datasette abgespeichert werden (ich nahm dazu meinen Cassettenrecorder zu Hilfe), was sehr umständlich war und oft genug nicht gelang. Ich programmierte meine ersten Spiele (Skirennen mit zufallsgenerierten Hindernissen) und hatte ein faszinierendes Spielzeug entdeckt, das mich fortan nicht mehr los liess. Und: die wirren Befehlsfolgen füllten sich langsam mit Sinn.

Als die ersten PC mit Diskettenlaufwerken (ja, Festplatten gab es damals noch nicht bzw. die waren viel zu teuer) auftauchten, führte ich 1985 die Beschaffung von Hard- und Software für die Berufsschule für Speditionskaufleute in München durch, und unterrichtete als einziger Lehrer in diesem Schuljahr sämtliche 18 Klassen der Schule in EDV. Können Sie sich die Korrektur eines BASIC-Programmes bei 18 Klassen vorstellen? Ein derartiger Anfängerfehler unterläuft einem aber nur einmal :) Schön war damals der theoretische Unterricht über Kommunikation (schizophrene Kommunikation, Ehrlichkeit, Kommunikationsverweigerung etc.).

Ich besorgte mir sämtliche Einzelteile eines PC selbt und baute mir 1986 meinen PC in Handarbeit zusammen. Woher ich das Vertrauen nahm, dass das gelingen könnte, weiss ich heute nicht mehr - ich galt gemeinhin als technisch und handwerklich nicht sehr versiert. 
Die erste Festplatte hatte eine Speicherfähigkeit von 10 MB! Ich hätte nie gedacht, dass deren Kapazität je erschöpft sein könnte, nachdem ich das Betriebssystem bisher immer von Diskette geladen hatte. Zum ersten Mal hatte ich mit "sinnvollen" Anwendungen zu tun (Textverarbeitung, Tabellenkalkulation) und der Spielzeugcharakter wich dem Nutzeffekt - was sich bis heute aber nicht verifizieren lässt (ich meine den Nutzeffekt).
Ich verbrachte viel Zeit am PC, hatte aber immer auch wieder Abstinenzphasen (Familie, Musik, Psychohygiene, Sport, Freunde). So blieb mir ein gewisses Junkiedasein erspart - aber auch die Anerkennung der Freaks :-)  Erst mit der Popularität des Internet hat es mich wieder gepackt. Der Schüler Udo Steinegger pflanzte 1994 einen Virus, der rasch um sich griff - siehe hierzu: (http://www.wirtschaft.bos-muenchen.de/ --->Projekte).
Seit 1990 war ich Lehrer an dieser Berufsoberschule Wirtschaft (BOS) und v.a. von den interaktiven Möglichkeiten des Internet für den Unterricht und die pädagogische Schulentwicklung begeistert (http://www.classic.muffin.org  --> Aufsätze,Reden). Die Schule wurde durch die vielen Aktivitäten im Bereich Neue Medien zur Modellschule in München.

Ich selbst wurde Projektleiter des Münchner Bildungsproviders MUSIN (http://www.musin.de) und bin seit 1998 Zentraler Fachberater für Neue Medien an Beruflichen Schulen der LH München. Ich verbringe wieder sehr, sehr viel Zeit am PC (was vielleicht meine Gewichtszunahme annähernd erklären könnte:) und mein  Alltagsuniversum hat sich doch wieder drastisch reduziert. Der Stress und die Selbstausbeutung haben zudem ein Mass angenommen, das gesundheitsschädlich ist und auf die Dauer wohl nicht lebbar ist - ein bekanntes Phänomen in meinem Leben. Teamarbeit mit (ehemaligen) Schülern, ein erweitertes Spektrum von Bildungsorganisation, zunehmende Beratungs- und Leitungsfunktion haben mein Arbeitsleben allerdings sehr bereichert.

Die Neuen Medien (v.a. die Online-Medien) haben mein Leben verändert. Inwieweit das positiv ist, wird sich herausstellen - der Weg ist das Ziel.
 

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